Das Grannophone - ein Selbstbau-Videotelefon für Senior*innen und Demenzerkrankte
Videotelefonie, aber so einfach wie damals, als man nur zum Hörer greifen und an der Wählscheibe drehen musste - wenn nicht sogar noch einfacher: Das ist das Ziel des Grannophone-Projekts.
Viele ältere Leute haben Berührungsängste, was Smartphones und Tablets angeht - und das nicht ohne Grund: Hochploppende Meldungen wie „Unsere Datenschutzbedingungen wurden aktualisiert, sind Sie einverstanden?“, die gelesen und bestätigt werden sollen, Apps, die um irgendwelche Berechtigungen („Darf `Taschenlampe` auf ihren aktuellen Standort und Ihr Telefonbuch zugreifen?“) quengeln, Systemupdates müssen eingespielt werden, und so weiter. Dazu kommt, dass die berührungsempfindlichen Smartphone- und Tablet-Bildschirme die Finger älterer Leute meist schlechter erkennen, was die Bedienung zusätzlich verkompliziert.
Normale Smartphones senior*innenfreundlicher umzurüsten, um Videotelefonie zu ermöglichen, ist, das haben andere Projekte durch ihr Scheitern bewiesen, kein gangbarer Weg.
Eine günstige Bastellösung auf Basis von gebrauchten Videotelefonen, wie sie zuletzt um die Jahrtausendwende von der Telekom angeboten wurden, scheidet ebenfalls aus - diese funktionieren am heutigen Telefonnetz nicht mehr, und haben eine viel zu schlechte Bildqualität.
Hersteller von modernen Videotelefonen zielen mit ihren Produkten nur auf Geschäftskunden. Die Geräte sind teuer - und noch dazu mit Funktionen überladen, die zwar im Firmenumfeld sinnvoll sind, aber die Bedienung für die Großelterngeneration wieder zu kompliziert machen. Das sieht man schon am Erscheinungsbild - die Geräte strotzen nur so vor Knöpfen.
Das Privatkundensegment wird dagegen offenbar nicht als ausreichend lukrativer Markt wahrgenommen, und das macht auch die Gründung einer neuen, kleinen Herstellerfirma, die sich auf solche Geräte spezialisiert, zu einem sehr hohen unternehmerischen Risiko. Denn bei einem Scheitern wären - zumindest über kurz oder lang, wenn nicht gar sofort - tausende unbrauchbare Videotelefone die Folge.
Deswegen verfolgt das Grannophone-Projekt einen anderen Ansatz: Den Selbstbau durch die jüngere Generation, direkt in den betroffenen Familien, am heimischen Küchentisch, und den Betrieb in Eigenregie.
Durch die mögliche Einbindung aller Familienmitglieder während der Bauphase wird außerdem der familiäre Zusammenhalt gefördert: Man hat ein gemeinsames Ziel vor Augen, das es zu erreichen gilt.
Ziele und Zielgruppe
Die Zielgruppe für das Grannophone sind Einzelpersonen und Familien mit mindestens einem älteren Familienmitglied, welchem die Bedienung eines Smartphones/Tablets/Laptops nicht mehr zugemutet werden kann.
Die Projektziele lauten:
- Videotelefonie für Senior*innen ermöglichen, und zwar:
-- auf Basis freier Software
-- mit gut verfügbarer, möglichst generischer Hardware
- Ergebnis muss ein für Senioren einfach zu bedienendes Endgerät sein
-- selbst mit Demenz noch bedienbar
-- im einfachsten Fall gar kein oder nur ein Bedienknopf
-- Telefonhörer als vertrautes Bedienkonzept
- Nachbau muss „am Küchentisch“ ohne teures Spezialwerkzeug möglich sein
- zukunftssicher, da keine Abhängigkeit von einzelnen:
-- Lieferanten
-- Software-Anbietern
-- Dienstleistern
- Dabei muss besonders auf die Komponentenverfügbarkeit geachtet werden:
-- Pandemiesituation (bei Lockdown haben evtl. manche Läden geschlossen)
-- Lieferketten-Problematik (z.B. blockierter Suez-Kanal, Lieferung verspätet)
-- Preis (schlecht verfügbare Teile werden schnell teurer)
- offene Lizenz, nichtkommerzieller Nachbau legal und gewünscht
Für die Gehäuseentwicklung bedeutet das: Das Gehäusematerial muss Sperrholz oder ein ähnlich weiches Material sein, da man dieses von Hand mit der Laubsäge bearbeiten kann, dazu kommen ein paar Schrauben, und ein paar mittels Steckern beziehungsweise Klemmen zu verbindende, leicht erhältliche Elektronikteile, fertig. Man braucht kein teures Spezialwerkzeug, keine Werkstatt, keinen Hobbykeller. Der Küchentisch reicht zum Zusammenbau.
Die Software wird komplett aus frei verfügbaren Programmen („OpenSource“) bestehen und auf offenen, etablierten Standards fußen. Dadurch wird sichergestellt, dass die Entwicklung nicht an begrenzten Ressourcen einer Person oder eines Unternehmens scheitert.
Warum soll das Projekt unterstützt werden?
Ganz einfach: Weil es sonst kein anderer macht.
Das haben über zwei Jahre Pandemie, in denen so ein Videotelefon sehr hilfreich gewesen wäre, bewiesen.
Projektverantwortliche
Stefan Baur, ein gebürtiger Ulmer, ist eigentlich der geschäftsführende Gesellschafter der BAUR-ITCS UG (haftungsbeschränkt), sowie der aktuelle Projektmanager und Lead Evangelist des Open-Source-Projekts X2Go, und der 1. Vorsitzende der Open Remote Computing Association - orca e.V., einem Dachverein für freie Remote-Computing-Projekte. Außerdem ist er gelegentlich freiberuflich als Autor für die Heise Gruppe in Hannover sowie die Neue Pressegesellschaft in Ulm tätig.
Das Grannophone ist sein privates, durch die Lockdowns in der Corona-Pandemie inspiriertes Projekt.
Was passiert mit dem Geld bei Erreichen des Finanzierungsziels?
2.500 Euro werden benötigt für die Anschaffung eines Lasercutters samt Zubehör, um Gehäuse-Prototypen schneller bauen zu können und damit schneller zu einem fertigen Gehäusedesign zu kommen, als das von Hand mit der Laubsäge möglich ist. (Das endgültige Modell soll natürlich wieder mit der Laubsäge herzustellen sein.)
Der Restbetrag wird dazu verwendet, weitere Einzelteile und Verbrauchsmaterial anzuschaffen (um weitere Prototypen bauen zu können), sowie um die Dankeschöns (s.u.) zu bezahlen.
Alles, was über das Mindestziel von 5.000 Euro hinausgeht, wandert, wie auch das Preisgeld, wenn das Grannophone den Test-Test-Contest gewinnt, in bessere Gerätschaften, weiteres Material, sowie die nächsten 3-6 Monate Arbeitszeit am Grannophone.
Hinweis: Sowohl die Gelder aus dem Crowdfunding wie auch das Preisgeld sind sehr wahrscheinlich als Einkommen zu versteuern, die 5.000 Euro bzw. 15.000 Euro werden also voraussichtlich nicht in voller Höhe zur Verfügung stehen. Deswegen wäre es schön, wenn wir das Crowdfunding-Ziel nicht nur erreichen, sondern übertreffen.
Mein Dankeschön
10 Euro und mehr - namentliche Nennung als Unterstützer auf der Grannophone-Webseite nach Ablauf der Crowdfunding-Kampagne
25 Euro - eine von Stefan persönlich eingesprochene Anruf-Ansage (z.B. „Hey, Oma Trude aus Buxtehude ruft an!“) als individuellen Klingelton
50 Euro - zwei von Stefan persönlich eingesprochene Anruf-Ansagen
75 Euro - eine von einer professionellen Sprecherin eingesprochene Anruf-Ansage
100 Euro - zwei von einer professionellen Sprecherin eingesprochene Anruf-Ansagen
200 Euro - zwei von einer professionellen Sprecherin eingesprochene Anruf-Ansagen und eine mit dem Lasercutter gravierte Sperrholzplatte, die sich als Grannophone-Bauteil nutzen lässt
500 Euro und mehr - zwei Ansagen von der professionellen Sprecherin, eine gravierte Sperrholzplatte, und ein limitiertes („first come, first serve“ - verfügbare Stückzahl hängt von Stefans Ausbeute bei der Obsternte ab) Überraschungs-Dankeschön, letzteres im Raum Ulm mit persönlicher Übergabe und Foto auf der Webseite
Hinweis: Ein auf eine 9 endender Spendenbetrag (egal ob z.B. 9 Euro, 19 Euro, oder 25,99 Euro) wird als Zeichen interpretiert, dass ihr kein Dankeschön möchtet, sondern einfach nur das Crowdfunding unterstützen wollt. Auch eine namentliche Nennung auf der Webseite findet dann nicht statt.